Samstag, 6. Juni 2015

Dressurkurs mit David de Wispelaere in Toppenstedt

Drei Jahre hatte ich mit meinem Spanier Ramiro regelmäßig Reitunterricht bei David de Wispelaere, auf seinem damaligen Hof in Belgien. Unvergessliche Erinnerungen unseres gemeinsamen Lebens!!!  (Hier auf meiner Homepage unsere Geschichte)

2014 wurde meine Schwiegermutter Schwerstpflegefall. Es gab einfach keinen Raum für Reisen mit dem Pferd. Als Anfang des Jahres meine Zeit wieder sortiert war, erfuhr ich zu meinem Leidwesen, dass David derzeit wieder in Amerika lebt. 

Im Internet fand ich dann den ausgebuchten Dressurkurs mit ihm in Toppenstedt. Selbstverständlich konnte ich als Zuschauerin teilnehmen.


Tolle Eindrücke!! Ich habe viel gelernt und war wieder einmal total begeistert. Ich habe weitere wichtige Entwicklungsschritte gemacht, als Mensch, als Reiterin, und sicher auf einigen anderen Ebenen.


Als ich zu Hause die Foto´s betrachtete, erinnerte ich mich bei diesem Bild an einen der ersten wichtigen Sätze im Leben von mir und Ramiro…




Schenke Deinem Pferd Licht am Ende des Tunnels...


Wie oft sind wir verbissen beim Üben, möchten ein Ziel unbedingt erreichen?


Unser Pferd ist zu sehr unter Druck! Die Umsetzung und Ausführung des Verlangten wird damit unmöglich!

Ehrgeiz, Druck, Stress - eine Negativspirale!!



Der erste Satz von David, den ich in mein Notizbuch schrieb:


Über die Entspannung wird dein Pferd stabiler, weil er sich nicht fest macht!


Ruhe - Entspannung - Friede führt zu Motivation und Entwicklung!!


Viele Worte sind schnell gesprochen, schnell gehört... Bei mir dauert die reelle Umsetzung ganz schön lange!!

Isabelle auf Haven war das erste Paar. Klar liebe ich Füchse!!!

Haven war schwerer in Schwung zu bekommen. Isabelle hatte schon Mühe ihn zu motivieren. Dennoch hatte das Paar von Anfang an etwas harmonisches im Miteinander.



Sehr eindrücklich David´s Satz dazu:


Ein verspanntes Pferd, das immer getrieben werden muss, muss entspannen!





Ist die Energie mehr in Fluss, wird es motivierter gehen!


Eine der Übungen:

Trab-Schritt Übergange

Einatmen ..
Durch den Mund hörbar ausatmen, dabei den Brustkorb etwas fallen lassen.
Damit wird zum Schritt pariert. Das Pferd bleibt im Übergang leicht in der Hand und entspannt sich.
Es wird nicht über bremsen zurück geholt, sondern über Entspannung. Das Pferd wird durchlässiger und nimmt schnell noch feinere Hilfen an.


Dann gehört dazu noch das innere Thema des Pferdes.

Als Homöopathin sehe und denke ich dann schnell einmal in Mittelbildern, dachte so bei mir:  Na, Haven würde Lycopodium auch mal gut tun. Dies würde ihm sicher mehr Selbstwertgefühl schenken, dass er seine Größe spürt, erkennt und sich toll fühlt.

Wenige Moment später richtete sich David auf und erklärte der Besitzerin:

Er denkt: Ich schaff das nicht.

Schenke ihm Motivation, sag ihm:
Doch du schaffst das!!





Am nächsten Morgen ritt David auf Haven. Die Sonne schien. Entspannung, Ruhe in der Halle. David richtete sich immer wieder auf und schenkte ihm sichtbar Sicherheit und das Gefühl: Du schaffst das!!!


Die Übungen:

Den Kopf eher etwas höher tragen, die Hinterhand gut aktivieren.
Rückwärts richten um die Lendenwirbelsäule zu dynamisieren.

Zirkel verkleinern und vergrößern zur Dehnung, vermehrten Lastaufnahme und wieder Entlastung....














Und natürlich regelmäßig Pausen am langen Zügel !!!!






Für mich immer Gänsehaut-Feeling:

Wie die Pferde ihre Mimik verändern!!


Der Blick wird klarer, der Ausdruck zufrieden, elastische Bewegungen.....




So waren Isabelle und Haven in der letzten Reitstunde noch viel mehr zusammen.

Sie saß im Pferd...






Ein viel aktiveres, federndes Hinterbein…
mit runderer Aufwärts-Galoppade!!!!






PS: In Aufstellungen zeigen sich unterschiedliche Themen, warum ein Pferd ein schwächeres Selbstwertgefühl hat. Für mich sehr spannend, dass Isabelle am Schluss erzählte, dass ein Elternteil von Haven noch Kutschpferd war.

Heilsätze in einer Aufstellung wären dann: Liebe Mama/Papa, auch wenn du "nur" Kutschpferd warst. Ich darf ein tolles Reitpferd sein.





Es gab im Kurs ganz unterschiedliche Teilnehmer, vom begabten Jungpferd bis zum Kaltblut-Mix-Pony, auch die Reiter waren auf sehr unterschiedlichem Niveau.

Alle bekamen die gleiche Aufmerksamkeit.


















In den kurzen Pausen sieht man David meist nachdenklich...

Wie kann er am optimalsten helfen....







Sein meist gesprochenster Satz:

Nicht so viele Hilfen geben!!


Engagiert erklärt er dann immer wieder, welche Hilfe in der entsprechenden Übung korrekt ist.











Auch wenn das junge Pferd sehr plötzlich mal loshüpfte, blieb der Reiter ruhig, klopfte beruhigend den Hals.


Der Zirkel wurde etwas näher bei David geritten.


David atmete aus und er atmete immer wieder hörbar aus.....

Wunderschön, wie das junge Pferd dann immer entspannter in seine Balance fand. Sich in immer längeren Reprisen auf seinen Reiter einlassen wollte und konnte.







Daneben gab es auch etwas wundersame Reitschüler.
Für mich schon erschütternd, wenn ein Reiter sein Pferd sehr beschimpft, total genervt ist, es dabei als rotzfrech darstellt, weil es nicht tut was es soll.



Sehr offensichtlich: Ein nervöses, unsicheres Pferd wird auf Wut, Druck und erzwungenem Gehorsam noch wesentlich gestresster.



Viele Jahre habe ich mit Hausgeburtshebammen gearbeitet. Systemisch und homöopathisch Geburten vorbereitet und begleitet. Für eine Öffnung des Beckens zu einer harmonischen Hausgeburt, braucht es grundlegendes Wissen über die Zusammenhänge zwischen Becken- Bewegung-Hormonhaushalt, sowie psychische Ursachen und Wirkungsketten.



Wird beim Reiten nun die Schenkellage verändert, ergibt sich daraus automatisch eine Öffnung des Beckens.

Dies ist ja auch der Sinn: Damit das verkrampfte, geschlossene Becken nicht den Rücken des Pferdes am Schwingen hindert.

War ein Becken aber immer verkrampft, hat dies im Normalfall wichtige Gründe - erlebter Unfall, Erlebnisse in der Vergangenheit, Ängste….

Die Konsequenz daraus ist meist ein höherer Testosteron-Spiegel und ein niedrigerer Östrogen-Pegel. Meist sind diese Frauen dann beherrschter, kontrollierter und im Gesicht angespannter.


Wird die Gewohnheit - klemmiger Schenkel, angespanntes oder zurück gelehntes Becken verändert, kommt dann schnell der Hormon/ Gefühlshaushalt in Wallung -  statt Ängste und andere Gefühle zuzulassen, kann dies oft nur in Wutausbrüchen geäußert werden.


Bewundernswert!!! Mit welcher Ruhe David konsequent nach Lösungen für Reiter und Pferd sucht!!

Wichtige Schritte in Ruhe wiederholt erklärt! Er macht immer wieder aufmerksam auf die Verbesserungen des Pferdes. Erläutert, welche Schritte als nächstes nötig sind, um das Pferd reell über den Rücken zu reiten.










Ein über längere Zeit erfolgreiches Springpferd war im Kurs, dass neuerdings Widersetzlichkeiten zeigte...

Jede Biegung war für dieses Pferd unglaublich schwer. Es war mit kleinen Übungen schon überfordert und hatte dabei David´s volles Mitgefühl. Auf Zeichen von Einlassen und Dehnen bekam es ein Pause am langen Zügel. Bis das Pferd innerlich wieder in der Lage war, eine weitere Übungseinheit zu absolvieren.



Geduld, Geduld, Geduld.


Die Reiterin war anfänglich sichtlich gestresst. Dann aber sehr offen und konnte die inneren Veränderungen des Pferdes fühlen. Sie lächelte am Ende der Reiteinheit sehr offen und herzlich.

Alle Zuschauer freuten sich mit ihr und der Möglichkeit, dass dieses Pferd nun Zeit bekommt für die Biegung.










Über den Rücken reiten - Fair reiten - 
Selbsthaltung des Pferdes

...sind sicher die wichtigsten Worte, die immer wieder im Kurs zu hören waren.


Für mich außergewöhnlich wieder zu beobachten:

David´s Fähigkeit sich in ein Pferd einzufühlen, sein Wesen zu sehen, wertzuschätzen, zu respektieren mit seinen Schwächen und Möglichkeiten.


Er hat immer die Geduld und Ruhe zu schauen, was ein Pferd braucht. Er versucht mit großer Gelassenheit und Respekt den Reiter mitzunehmen.

Die Veränderung der Pferde zu sehen.....da finde ich keine Worte vor Begeisterung.

Ich glaube, das muss man erlebt haben, gefühlt haben.

Ich bekomme im Oktober wieder Termine für mich und meinen Hengst.
Ich freue mich jetzt schon!!!!


herzlichst

Angelika



PS: HIER zu seiner Homepage

Seine Bücher beide im Wu Wei Verlag erschienen:

Reiten mit feinen Hilfen

Bei mir haben die Pferde etwas zu sagen


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